Fachübersetzungen gelten als eine der anspruchsvollsten Disziplinen im Übersetzungsbereich. Anders als allgemeine Übersetzungen erfordern sie nicht nur ausgezeichnete Sprachkenntnisse, sondern vor allem tiefgehendes Fachwissen im jeweiligen Themengebiet. Ob in der Fachübersetzungen, im Ingenieurwesen oder in der IT – eine präzise Übertragung von Fachtexten ist unverzichtbar, um Missverständnisse zu vermeiden und den Informationsaustausch auf höchstem Niveau zu gewährleisten.
1. Besonderheiten und Anforderungen
Fachübersetzungen zeichnen sich durch eine dichte Fachterminologie und hohe Komplexität aus. Übersetzerinnen und Übersetzer müssen die spezifischen Begriffe nicht nur korrekt kennen, sondern auch deren Kontext und Funktionsweise verstehen. Ein rein sprachwissenschaftlicher Ansatz reicht nicht aus; vielmehr bedarf es einer soliden Ausbildung oder einschlägiger Berufserfahrung im jeweiligen Fachbereich. Darüber hinaus spielt die Aktualität eine große Rolle, denn Fachtermini können sich mit neuen Erkenntnissen oder Technologien schnell wandeln.
2. Fachbereiche und Spezialisierungen
- Medizin und Pharmazie: Hier geht es um Patienteninformationen, klinische Studien, Gebrauchsanweisungen und mehr. Fehler können schwerwiegende Folgen haben, weshalb medizinische Übersetzer häufig auch über eine Ausbildung als Heilberufe verfügen.
- Technik und Ingenieurwesen: Übersetzungen technischer Handbücher, Betriebsanleitungen und Sicherheitsdatenblätter erfordern ein tiefes Verständnis von Maschinenbau, Elektrotechnik oder Verfahrenstechnik.
- Recht und Patente: Juristische Fachübersetzungen umfassen Verträge, Urteile oder Patentanmeldungen. Genauigkeit ist hier oberstes Gebot, da bereits ein einziger falsch übersetzter Begriff weitreichende rechtliche Konsequenzen haben kann.
- Wirtschaft und Finanzen: Geschäftsberichte, Marktanalysen oder Finanzpläne verlangen zum einen Sicherheit im Finanzjargon und zum anderen Vertraulichkeit im Umgang mit sensiblen Informationen.
3. Arbeitsprozess und Methoden
Der Workflow in der Fachübersetzung lässt sich in mehrere Schritte gliedern:
- Terminologie-Recherche: Aufbau und Pflege einer Glossardatenbank mit sämtlichen relevanten Fachbegriffen.
- Erstübersetzung: Das eigentliche Übertragen des Textes in die Zielsprache unter Beachtung sprachlicher und stilistischer Normen.
- Fachspezifische Prüfung: Lektorat durch einen Fachexperten, um inhaltliche Fehler auszuschließen.
- Korrektorat: Überprüfung auf Rechtschreibung, Grammatik und Typografie.
- Freigabe und Redaktion: Finales Review und Freigabe durch den Auftraggeber oder dessen Qualitätsmanagement.
Der Einsatz moderner CAT-Tools (Computer-Aided Translation) unterstützt Übersetzer dabei, Konsistenz zu wahren, Wiederholungen effizient zu handhaben und Glossare automatisch anzuwenden. Gleichzeitig ermöglichen Terminologiedatenbanken eine einheitliche Verwendung von Fachbegriffen über verschiedene Projekte hinweg.
4. Qualitätssicherung und Zertifizierung
Ein wesentliches Element ist das Qualitätsmanagement nach internationalen Standards wie ISO 17100. Dieser Standard definiert Anforderungen an den Übersetzungsprozess, das Projektmanagement sowie an die Qualifikation der Übersetzenden. Zertifizierte Sprachdienstleister müssen nachweisen, dass sie festgelegte Qualitätskontrollen implementiert haben und regelmäßig Schulungen für ihr Team anbieten.
Darüber hinaus setzen viele Unternehmen auf Peer Reviews, bei denen Kolleginnen und Kollegen die Übersetzung gegenlesen, sowie auf Back-Translationen: Zur Verifikation wird der Zieltext erneut in die Ausgangssprache übersetzt. Stimmen Original und Rückübersetzung weitgehend überein, spricht dies für eine hohe Übersetzungsqualität.
5. Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Mit dem Vormarsch von Machine Translation (MT) und Künstlicher Intelligenz verändert sich das Umfeld der Fachübersetzung. Doch gerade in komplexen Fachgebieten ist die maschinelle Übersetzung allein noch nicht in der Lage, die notwendige Kontextsensibilität und Terminologiegenauigkeit zu gewährleisten. Zukunftsweisend ist daher eine enge Verzahnung von MT-Technologie und menschlicher Expertise, bei der maschinelle Vorschläge durch qualifizierte Übersetzer kontrolliert und veredelt werden.
Fazit
Fachübersetzungen sind das Rückgrat einer global vernetzten Wissensgesellschaft. Sie sorgen dafür, dass komplexe Informationen international verstanden und angewandt werden können. Nur durch die Kombination aus sprachlicher Kompetenz, stringentem Qualitätsmanagement und fachlicher Spezialisierung lässt sich die hohe Präzision erreichen, die in diesem Bereich unabdingbar ist. So leisten Fachübersetzerinnen und Fachübersetzer einen essenziellen Beitrag zur erfolgreichen Kommunikation zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie.